In manchen Zeiten empfinde ich das Leben als gut meisterbar. Aber schon kurz darauf kann es sich eher schwer und bedrückt anfühlen. Da ist der Tod der Mutter von Freunden von uns, die Coronaerkrankungen im Freundeskreis und der Familie, die Worte eines Menschen, die mich aus der Bahn geworfen und meinen Wert ins Wanken gebracht haben, die Erwartungen die jemand hat, der mir wichtig ist und die ich wohl enttäuscht habe. Da ist das Problem, das ich nicht alleine lösen kann, was mich bedrängt. Und der lang gehegte Wunsch, der sich einfach nicht erfüllt, die nicht beantwortete Frage, klopft in all dem auch noch mal heftiger an und macht noch leerer als sonst.

Begrenzt,

  • in meinen Möglichkeiten
  • zu helfen, zu bewahren, ...
  • in meiner Zeit
  • in meinem (noch so gut gemeinten) Tun...
  • körperlich
  • geistig durch meinen Zweifel und Unglauben, …
  • seelisch, gefangen in mir selbst, …
  • durch unbeantwortete Fragen, unerfüllte Wünsche, …

Es gibt Grenzen in meinem Leben.

Gott ist ein Gott, der uns sieht. Er sieht nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch in unser Herz. Er sieht den Grund, warum wir bedrückt sind und spürt auch den Schmerz, den wir empfinden. Er ruft uns zu: "Ich sehe es! Gib nicht auf! Ich habe eine Perspektive für dich! Ich habe Hoffnung, die auf dich wartet. Ich werde mit dir zum Ziel kommen."

Wenn wir es schaffen, nicht in unserer Enge stehen zu bleiben, sondern Gott eine Möglichkeit geben, zu handeln, Grenzen und Ketten zu sprengen, ein Wunder zu tun, dann werden wir erleben, wie Gott uns aus der Bedrängnis führt und wieder Freiheit schenkt.

Aber wie soll das gehen? Hast du das schon mal erlebt?

In Psalm 61, 2-5 lesen wir:

„Höre, Gott, mein Schreien und merke auf mein Gebet!
Vom Ende der Erde rufe ich zu dir,
denn mein Herz ist in Angst;
du wollest mich führen auf einen hohen Felsen.

Denn du bist meine Zuversicht, ein starker Turm vor meinen Feinden.“

Auf einen hohen Felsen führen?
Auf einem höheren Felsen, einem Berg, einer Anhöhe, sieht man erstmal weiter… Es ist ein neuer Ausgangspunkt, ein Ort, von dem ich weiter, vielleicht Anderes sehen kann. Es ist erstaunlich, wie Höhe die Perspektive verändert. Gott will uns zu einem Punkt führen, an dem es uns gelingt, unsere Bedrängnis neu zu betrachten. Jedoch ändert ein neuer Blickwinkel nicht immer das Problem oder lindert den Schmerz.

Schauen wir uns Jeremia an. Auch er musste einen Perspektivenwechsel vornehmen. In der bekannten Bibelstelle in Jeremia 29, verspricht Gott ihm

„Denn ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe:
Ich, der HERR, habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung.

Mein Wort gilt!
Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören.
Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden.
Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht,
will ich mich von euch finden lassen.
Das verspreche ich euch.

Jedoch geht dem Vers folgender Vers voraus:

„Denn ich sage euch:
Die Babylonier werden siebzig Jahre lang herrschen,
und erst wenn diese Zeit um ist,
werde ich mich euch wieder zuwenden.“

70 Jahre… eine lange Zeit… Jeremia musste seinen Blick auf die zeitliche Perspektive ändern, um dennoch den Hoffnungsschimmer in der Zukunft zu sehen.

 

Hoffnung konnte das jedoch für viele Israeliten erstmal nicht sein, denn viele haben die Zeit nach diesen 70 Jahren sicher nicht mehr erlebt.

  • Aber sie haben begonnen, mit der Hoffnung im Herzen, aus der Situation, in der sie steckten, das Beste zu machen.
  • Sie haben das Leid und Elend, in dem sie steckten, nicht mehr als Mauer vor sich gesehen, sondern haben aus den begrenzten Möglichkeiten versucht, ihr Leben zu leben.
  • Sie haben versucht, durch die Möglichkeiten, die Gott in ihrer Krise schenkte, einen anderen Weg zu gehen.

Sie haben zum Beispiel erkannt, dass es möglich ist, sich zum Gebet zu treffen, sich zu versammeln, so entstanden die ersten Synagogen – im Exil!

Auch wir waren im vergangenen Jahr mit Corona gezwungen, die Perspektive zu ändern und hinter der Begrenzung, der Mauer hervorzutreten und andere Möglichkeiten zu finden und zu nutzen. Wir mussten andere Wege gehen, die mit den Möglichkeiten, die wir hatten, gehbar waren. Ich denke da an online-Treffen statt Präsenz, an viel mehr Telefonate oder facetime, anstatt sich zu Hause zu treffen. Ich habe mit Bewunderung Betriebe beobachtet, die ihr Konzept umgestellt haben, z.B. Essen außer Haus verkaufen, click and collect, spontan einen Online-Shop aufbauen, … Wie viele Gemeinden, Schulen, Betriebe sind online über ihre Möglichkeiten herausgewachsen. Was sie vorher nicht für möglich gehalten haben, wurde Realität, die Frucht brachte und sogar nach der Krise noch erweiterte Möglichkeiten bietet.
Mit den Möglichkeiten, die sich uns ergeben haben/ gegeben wurden, haben wir neue Wege eingeschlagen. Ich stelle fest: Meine persönlichen (ungewollten) Grenzen haben sich erweitert und ich kann sie ein bisschen besser akzeptieren. Wir haben aus den Möglichkeiten, die sich uns geboten haben, das Beste gemacht.
Meine Bilanz, vielleicht auch die vieler anderer: Nein, das ist kein Traum, das ist nicht das Beste, das es sein könnte, aber es ist eine Möglichkeit, meiner Perspektivlosigkeit zu trotzen und weiter zu leben, nicht zu erstarren.

So ist es aber nicht nur im Leben mit Corona. Auch sonst baut Gott einen Weg durch widrige Umstände, die sich im Leben auftun und du kannst plötzlich (zwar anders als erwartet) hindurchgehen, wenn du an deinen Grenzen vorbeischaust und die Möglichkeiten entdeckst und ergreifst.
Gott ermöglicht dir eine (andere) Perspektive.

Für Gott kamen die 70 Jahre im ägyptischen Exil genauso wenig überraschend, wie die Pandemie 2020/2021 oder aber deine persönliche Begrenzung / Situation, unter der du leidest. Nichts und niemand auf diese Erde konnte / kann oder wird Jesus erschrecken oder begrenzen.


Wir wissen,
dass die Dinge nicht über uns herrschen (können),
denn Gott ist größer als die Bedrängnis und der Schmerz,
ER hat unser Leben und Sterben in der Hand.
ER möchte uns Möglichkeiten schenken,
einen Blick, eine neue Perspektive zu bekommen,
die Zeit, in der wir noch nicht das Beste erwarten können,
zu nutzen.

Er wünscht sich, dass wir uns nicht von unseren Umständen bestimmen lassen, sondern von seinem Willen und seinem Plan für uns! Er möchte, dass wir uns von den Dingen, die uns beschweren, abwenden und auf seine Möglichkeiten schauen, die er uns vor die Füße legt. Sein Wille ist es, dass wir auch in diesem Umstand, der schrecklich für uns ist, seine guten Gedanken für uns erkennen.
Mit Gott können wir unsere Grenzen sprengen und mit ihm über uns hinauswachsen.
Sein Wunsch ist, dass uns dieser Zustand, noch nicht das Beste zu haben, dazu bringt, mit ihm ins Gespräch zu kommen:

„Wenn ihr dann zu mir ruft,
wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören.“

Wenn wir Gott in unserer Enge, Bedrängnis, in der Situation,
in der wir zwar Möglichkeiten nutzen, aber noch nicht das verheißene Beste sehen, suchen, dann wird er sich finden lassen. Das ist seine klare Verheißung:

„Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht,
will ich mich von euch finden lassen. Das verspreche ich euch.“

Gott weiß, wie es dir geht. Gib ihm Raum in deinem Leben zu handeln und groß zu werden.

Vertraue darauf, dass Gott den Überblick hat und ihm nichts unmöglich ist. Gott hat und findet immer einen Weg, auch wenn die Situation für uns ausweglos, bedrängend erscheint. “Ich lasse mich finden” – sagt Gott, der durchblickt und deine Situation überblickt. Einer, der weiß, dass nur ER den Weg aus der ausweglosen Situation hat.

Ich möchte mit meinem Taufspruch schließen und zeigen, wie groß unser Gott ist! Ihn hält nichts auf, um Wege dort zu bahnen, wo es gänzlich unmöglich scheint, um Neues wachsen zu lassen:

So spricht der Herr,
der einen Weg durchs Meer bahnt, einen Pfad durch das gewaltige Wasser,
der Wagen und Rosse ausziehen lässt, zusammen mit einem mächtigen Heer; (...)
Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues.
Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.

Jesaja, 43, 16-20

Gott bahnt auch dir einen Weg durch deine Mauern und Begrenzungen, vertraue seiner Verheißung! Vertraue darauf, dass Gott mit diesen Wegen deine Zukunft bauen möchte! Stück für Stück bis ans Ziel – vielleicht sogar deinem größten Traum und Wunsch für dein Leben. Steh auf und geh, mach dich auf den Weg, mit den Möglichkeiten, die er dir schenkt!

Herr schenke mir deinen Blick auf meine Situation, zeige mir deine Perspektive und die Möglichkeiten, die du mir schenkst. Hilf mir, das Beste aus meiner Situation zu machen! Amen!